Diese Fortbildung richtet sich an erfahrene Malbegleiter*innen/Maltherapeutinnen und Maltherapeuten, die sich im Begleiteten Malen/in der Maltherapie weiter qualifizieren und zertifizieren möchten. Den Zeitrahmen zwischen Beginn und Abschluss bestimmen Sie selbst.
Die Teilnahme an den Weiterbildungsmodulen ist jedoch auch möglich, ohne die Absicht, einen Abschluss in Kunsttherapie am Institut für Humanistische Kunsttherapie Darmstadt zu erlangen.
Im Diplomkurs wird die kunsttherapeutische Methode Handlungsveränderndes Malen©, die von Michaela und Alfred Niedecken entwickelt wurde, vermittelt und angewendet.
Voraussetzungen
- Abgeschlossene oder bereits begonnene Ausbildung (ab dem 6. Ausbildungswochenende) als Malbegleiter*in, Maltherapeut*in am IHKD oder an einem von uns anerkannten Institut
Abschluss Dipl.- Kunsttherapeut*in (IHKD)
- Teilnahme an insgesamt sechs 2-tägigen unterschiedlichen Modulen unseres Institutes. Davon müssen mindestens fünf therapeutisch thematische Module des IHKD belegt werden. Da wir in der Arbeit mit den unterschiedlichen Personenkreisen aus einem entsprechend erweiterten Fundus schöpfen können müssen, ist es auch notwendig mehr kreative Medien kennenzulernen. Die eigene therapeutische Kreativität wird erweitert durch das Kennenlernen und Erproben neuer künstlerischer Techniken unter Beibehaltung der therapeutischen humanistischen Grundhaltung. Deshalb ist auch die Teilnahme an mindestens einem künstlerisch thematischen Modul unseres Institutes verbindlich
- Abschlussarbeit in Form einer schriftlichen Ausarbeitung eines der belegten therapeutischen Module, beispielhaft dokumentiert mit Fotos aus der kunsttherapeutischen Begleitung mit der Methode
Handlungsveränderndes Malen© in einem Umfang von ca. 25 Seiten plus Fotomaterial
- Abschlussgespräch über die schriftliche Arbeit
Die Module mit therapeutischem Inhalt sind jeweils auf ein Thema, wie zum Beispiel "Kriegskinder und Kriegsenkel - Handeln im Schatten der Kriegsfolgen" abgestimmt und in sich abgeschlossen. Der Focus liegt bei dieser Fortbildung darauf, ein umfassendes Wissen an Themen zu erlangen, die in der kunsttherapeutischen Begleitung von Menschen auftreten können.
Beispiel:
- durch was bemerke ich in meinen heutigen Lebenszusammenhängen eine transgenerationale Weitergabe von Handlungsweisen, die durch die NS-Ideologie geprägt sind oder auch vom Widerstand dagegen, sowie durch Ereignisse während des Krieges, die zu Traumatisierung in meiner Herkunftsfamilie geführt haben und mich als Nachkriegskind oder Nachkriegsenkel aber noch immer in meinem Handeln beeinflussen?
- Was gebe ich meinen Kindern und Enkel davon weiter?
- wie kann ich in der Malbegleitung im Malprozeß bei Malenden diese Themen erkennen und in der Kunsttherapie achtsam damit arbeiten?
- Welche Möglichkeiten bietet Handlungsveränderndes Malen©, um mit festem Boden unter den Füßen den ersten kleinen Schritt zur Handlungsveränderung zu wagen?
Die therapeutisch thematischen Module:
- Symbolisches und Metaphorisches Malen in der Arbeit mit Gruppen:
Symbole werden oft stellvertretend für ein Befinden, ein Ereignis, eine Beschreibung u.a. verwendet. Doch durch ihre Allgemeingültigkeit stellen sie lediglich den Einstieg in ein Thema dar. Mit persönlichen Metaphern aber gelingt die Vertiefung in die bestehende Situation, bisher unbekannte Informationen und Aspekte für die Veränderung des eigenen Handelns werden erkennbar
- Wahrnehmen, was wirklich ist und nicht das, was sein sollte:
Sowohl durch unsere Erfahrungen im bisherigen Leben als auch durch die Anforderungen unseres Alltags haben wir es oft verlernt, uns zu spüren mit all den Gefühlen und Sinneseindrücken, die gerade „wirklich“ sind.
Diese „Wahr-Nehmungen“ sind dann überlagert von Gedanken an das, was sein soll…, was zu tun ist…, was andere von mir erwarten…und hemmen so in der Arbeit mit den Malenden unsere Aufmerksamkeit und Intuition!
- Wach ich oder träum ich? Kunsttherapie mit Traumsequenzen:
Immer wieder kommen Malende mit dem Wunsch ins Atelier, einen Traum zu malen. Da sich ein kompletter Traum nicht malen lässt, ist es notwendig, Sequenzen herauszuarbeiten, die anschließend zu einer Bildempfehlung führen. Gemalte und geträumte Bilder führen zu emotionalen und rationalen Reaktionen, die eine schrittweise Annäherung an den Inhalt des Traums ermöglichen. Anhand von eigenen Träumen zeigen wir die Methodik bei der Verarbeitung von Träumen im Malatelier. Den Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Geträumtem und aktuellen oder vergangenen Lebenssituation wird in diesem Modul nachgegangen.
- Vom Trauma zur BEWUSSTEN Handlung: Wenn wir im Atelier mit dem „Trauma“ einer/eines Malenden konfrontiert werden, wie können wir damit umgehen, ohne selbst emotional involviert zu werden? Wie stärke ich die Ressourcen meines Gegenübers, damit es sich traut, den begonnen Weg mit professioneller Hilfe weiterzugehen? Diese und weitere Fragen werden uns in der Arbeit im Atelier und in der Theorie beschäftigen.
- Hand in Hand mit dem inneren Kind: Wir Erwachsene sind oft ganz berührt, wenn wir miterleben, wie unbekümmert Kinder spielen, wie unbefangen sie sich bewegen und ganz direkt ihre Gefühle ausdrücken: Freude, Wut oder Traurigkeit...
In diesen Momenten merken wir, dass der Sinn unseres Lebens nicht nur daraus bestehen kann, viel zu arbeiten, Pflichten zu erfüllen, sondern dass der Sinn unseres Lebens auch sehr stark davon abhängt, ob wir in Kontakt mit uns selbst kommen und wir authentisch sind in unserem Sein. Besonders in Zeiten der persönlichen Veränderung oder in Krisen macht sich unser eigenes inneres Kind oder unsere inneren jüngeren Personen häufig „bemerkbar“. Wir werden erinnert an unsere eigene Kindheit, Gefühle von damals sind wieder spürbar, in dem was uns begeistert hat, aber auch traurig und wütend machte. Oft entsteht dann der Wunsch, noch einmal Kind sein zu dürfen, um all das wieder zu erleben, was damals war und heute nachzuleben, was nicht sein konnte. Im geschützten Rahmen des Begleiteten Malens können Malende durch gezielte Malaufträge Kontakt zu ihrem inneren Kind bekommen und mit ihm in Dialog treten. Im weiteren Verlauf der Maltherapie können sich Malende mit unerfüllten Wünschen, Verletzungen und Kränkungen, Ungelebtem und noch nicht Erfahrenem am Bild auseinandersetzen. Dadurch können enorme Selbstheilungskräfte freigesetzt werden, die zur Aussöhnung mit dem inneren Kind und damit auch zu neuer Lebensenergie führen.
- Mit dem inneren Team ans Ziel – eigene Ressourcen erkennen und nutzen:
Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns hin und hergerissen fühlen, in denen widerstreitende Gefühle oder sich gegenseitig ausschließende Gedanken in uns auftauchen. Diese Situationen haben nichts mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun, sondern sind Ausdruck, verschiedener Elemente in uns. Sie können Zeitversetzt oder sogar Zeitgleich in uns auftauchen und machen eine innere Vielfalt deutlich. Woran erkenne ich sie, wie gehe ich mit ihnen um, wie verbinde ich sie, um einen Synergieeffekt zu erhalten und Neues zu wagen?
- Burn-Out oder Kraft für neues Feuer?:
Wenn wir über einen langen Zeitraum hinweg bis an die Grenzen unserer Belastbarkeit agieren, ohne zu überprüfen, wieviel Kraft wirklich noch vorhanden ist, kommt es unweigerlich irgendwann zu körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, bis hin sogar zu ernsthaften somatischen und psychischen Erkrankungen. Für unsere Gesundheit, aber auch unsere Psychohygiene ist es notwendig, dass wir zur Ruhe kommen dürfen, um zu überprüfen, wie viel Ressourcen wir noch haben. In der Ruhe können wir dann eigene Kraftquellen erschließen, um so lustvolles Arbeiten zu erhalten, bzw. wieder zu erleben... Wie es möglich ist, Kraft für Neues Feuer in sich selber zu wecken und sich dies im Atelier mit Malenden umsetzen lässt werden, wir an diesem Wochenende sowohl durch die Arbeit im Atelier als auch durch Übungen und die Arbeit in Kleingruppen erproben.
- Resilienz - die Kraft, die uns immer wieder gesunden lässt:
Unter Resilienz versteht man vor allem die Fähigkeit, Krisen und andere belastende Lebenssituationen so zu überstehen, dass wir gestärkt aus diesen hervorgehen können, ohne an ihnen zu zerbrechen. In der Wissenschaft wird diese „Bewältigungskompetenz“ seit einigen Jahren genauer untersucht, um hinter das „Geheimnis“ der seelischen Widerstandsfähigkeit des Menschen zu kommen. In diesem Modul werden wir uns vor allem mit der Frage beschäftigen, wie wir Kinder und Erwachsene durch das Begleitete Malen im Atelier sowohl in der Entwicklung als auch dem Erkennen ihrer eigenen seelischen Widerstandsfähigkeit unterstützen können.
- Aufgeräumt entrümpeln – was brauche ich heute noch von dem, was einst unentbehrlich war?:
Aufgeräumt entrümpeln, zwei Tätigkeitswörter und zwei Eigenschaften, aufgeräumt bezieht sich auf die Person, sie muss klar sein, sie muss wissen und benennen, um was es geht und mit diesem konkreten Auftrag kann sie geistiges, seelisches und psychisches Beibehaltenes entrümpeln. Dabei gibt es Hindernisse, die ein Entrümpeln verhindern. Sind sie erkannt und ÜBERWUNDEN, kann es an das Entrümpeln gehen. Diesen Hindernissen, wollen wir auf die Spur kommen, denn sie binden Kapazitäten und Energie, Entscheidungskompetenz und Lebensfreude.
Wie komme ich nun von dem Wunsch, dem Vorsatz, der Notwendigkeit, dem dringenden Gebot zu entrümpeln, wie komme ich zur realen Handlung?
- Kriegskinder und Kriegsenkel - Handeln im Schatten der Kriegsfolgen:
Durch was bemerke ich in meinen heutigen Lebenszusammenhängen eine transgenerationale Weitergabe von Handlungsweisen, die durch die NS-Ideologie geprägt sind oder auch vom Widerstand dagegen, sowie durch Ereignisse während des Krieges, die zu Traumatisierung in meiner Herkunftsfamilie geführt haben und mich als Nachkriegskind oder Nachkriegsenkel aber noch immer in meinem Handeln beeinflussen? Was gebe ich meiner Partnerin, meinem Partner, meinen Kindern und Enkel davon weiter? Wie kann ich in der Malbegleitung im Malprozeß bei Malenden diese Themen erkennen und in der Kunsttherapie achtsam damit arbeiten? Welche Möglichkeiten bietet auch hier Handlungsveränderndes Malen©, um mit festem Boden unter den Füßen den ersten kleinen Schritt zur Handlungsveränderung zu wagen?
Die künstlerisch thematischen Module:
- Porträt:
In der Begleitung von Menschen im Atelier kommt es immer wieder vor, dass ein Portrait gemalt wird oder als Malempfehlung umgesetzt werden soll. Da es im Begleiteten Malen ausdrücklich keine künstlerischen Vorkenntnisse braucht, trifft dies ja auch auf das Portrait zu. Wie können Malbegleiterinnen und Malbegleiter dann aber im Malprozess Rede und Antwort stehen, wenn Malende den Wunsch haben, das Portrait solle möglichst „gut“, also nicht wie in Kindertechnik gemalt aussehen? In diesem Satz offenbart sich eine Wertung, die sich gegen die in Kindertechnik gemalten Bilder richtet. Doch Kindertechnik ist authentisch, unmittelbar, berührend und weitgehend frei von Einflussnahme von außen. Auch künstlerische Regeln, die Vorgaben zu Proportion, Farblehre, Anatomie usw. geben, finden durch Kinderhand selten Anwendung. Sind auch Erwachsene von diesem Regeln befreit und gelingt es ihnen, sich darauf einzulassen, können sie im wertungsfreien Malraum viel unbeschwerter malen! Doch kommt es immer wieder vor, dass Malende gerne mehr über die Maltechnik des Portraits wissen möchten. Sie wollen ihre Kenntnisse erweitern, sich aktualisieren. Die Weitergabe maltechnischer Tipps zum Portrait führt jedoch allmählich weg von der Kindertechnik.
Wie nun entscheiden?
Kommt der Wunsch auf, mehr über Portraittechnik zu erfahren, darf Auskunft gegeben werden. Der Malstil der betreffenden Person wird sich verändern und oft werden die Malenden, als „Nebenwirkung“ auch etwas zufriedener mit ihrem Portrait sein.
Während dieses zweitägigen Moduls werden folgende Inhalte vermittelt:
- Anatomische Grundkenntnisse
- Modellieren eines Kopfmodells aus Ton im Maßstab1:1
- Zeichnerisches Umsetzen der Anatomie
- Benutzung verschiedener Techniken wie Kohle, Pastell, Tusche, Graphit, Rötel, Kugelschreiber, Filzstift u.a.
- Schnellportraits
- Darstellung der Mimik
- Verkürzungen
- Umsetzung in Gouache auf 70 cm x 100 cm
- Auswählen der Umgebungsfarbe
- Formulierung, Thematisierung und Weitergabe dieser Kenntnisse und der daraus resultierenden Interventionen im Begleiteten Malen
- Perspektive: „Von den blauen Bergen kommen wir...“
...so heißt es in dem Country-Song und weist damit auf die weite Entfernung hin. Aber Berge sind ja nicht blau, sie wirken durch die Distanz zu uns jedoch so. Was steckt dahinter und wie lässt sich allein durch Farben Räumlichkeit schaffen? Welche Mittel wende ich an, um den dreidimensionalen Raum auf einer zweidimensionalen Ebene darzustellen?Diesen und weiteren Fragen stellen wir uns in diesem Modul. Die Grundlegende Technik für das künstlerische perspektivische Zeichnen und Malen ist das SEHEN und WIEDERGEBEN von Größenverhältnissen und ihrer Lage (Winkel) im Raum, in der Umgebung. Sind die Größenverhältnisse richtig erkannt, lassen sie sich auch in der entsprechenden Perspektive und Proportion darstellen. Durch Anvisieren werde ich die Größenverhältnisse der Dinge und die Winkel der Linien in meiner Umgebung, sei es in der Landschaft oder im Zimmer, erkennen.
Um den Bezug vom künstlerischen Malen zur Maltherapie herzustellen, suchen wir auch nach der Antwort, in welchen Maß der Anspruch perspektivisch malen zu wollen Begleitetes Malen beeinflusst oder sogar Handlungsveränderndes Malen© verhindert?
- Modul Pflanzenfarben und Erdpigmente
Es ist meine Begeisterung für den unermesslichen Reichtum an Formen, Strukturen und Farben, den die Natur Jahr für Jahr immer wieder bereithält und mich vor Jahren bewog, aus Erdpigmenten und Pflanzenteilen, Farben herzustellen. Die Ursprünglichkeit des Ausgangsmaterials, am besten noch selbst gesammelt und zur Weiterverarbeitung vorbereitet, macht Spaß und gibt ein gutes Gefühl. Die tiefe emotionale Kraft geht von der Lebendigkeit im Farbenspiel und von der Sinnlichkeit durch Aromen, Düfte und Konsistenz der Pflanzenfarben aus. Hinzu kommt die wertvolle Erfahrung unabhängig zu sein von industriell hergestellten synthetischen Produkten.
Dem gegenüber stehen die meist nur auf hohe Lichtechtheit, Leuchtkraft und Haltbarkeit optimierten, mit Dispersionen von Acrylpolymeren mit Pigmenten und Wasser hergestellten Acrylfarben. Wer sich für Naturfarben interessiert, wird auch einen Blick für die Veränderungen der Umwelt haben oder bekommen. So trägt dieses Werkstattseminar auch dazu bei, sich mit Achtsamkeit auf „die Wurzeln“ zur Farbherstellung zu besinnen und schließlich sogar mit ihnen zu malen. Auch für die Umsetzung der Farbenrezepte in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen ist dieses Modul konzipiert.
Folgende Inhalte werden Sie kennenlernen:
- Vorstellung verschiedener Herstellungsverfahren von Pflanzenfarben und der Gewinnung von Bindemitteln, wie z.B. Bienenwachs und Kirschgummi
- Tinte, Aquarell- Tempera- und Leimfarbenfarben herstellen aus Pflanzenteilen wie Wurzeln, Rinden, Blättern, Blüten, Früchten und aus Erdpigmenten
- Konservierungsmöglichkeiten der Farben
- Sie erproben die neu gewonnenen Fertigkeiten u.a. auf hochwertigem Büttenpapier und belgischem Flachs mit Hand, Pinsel sowie Rohrfeder und spüren in der experimentellen Anwendung der Farben die Nähe zum natürlichen Ausgangsmaterial
- Alle Rezepturen, Bezugsquellen und interessante Informationen zur Zeichentechnik und zum historischen Kontext erhalten Sie schriftlich zum Mitnehmen
- Die Inhalte dieses Werkstattseminars können Sie in Theorie und Praxis gut in Kitas, Schule und in der Erwachsenenbildung umsetzen
- Sämtliche Arbeitsgeräte, das Zeichenmaterial, Pigmente und Pflanzenbestandteile werden gestellt
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Kosten
Die Kosten setzen sich wie folgt zusammen:
5 therapeutisch thematische Module à 350,00 € 1.750,00 €
1 künstlerisch thematisches Modul à 350,00 € 350,00 €
Abschlussgebühr, wird fällig nach
Einreichung der Diplomarbeit 120,00 € 120,00 €
Gesamtkosten: 2.220,00 €